Jede Minute erkranken unzählige Menschen an den unterschiedlichsten Krankheiten. Menschen mit einer Suchterkrankung sind davon diejenigen, die von der Gesellschaft nahezu reflexartig auf ihre Krankheit reduziert und öffentlich entwertet werden. Eine Suchterkrankung wird häufig als Folge einer dafür „typischen Charakterschwäche“ ausgelegt und als selbstverschuldet betrachtet.
In Ländern wie Niederlande, Portugal, Schweiz, Frankreich, den skandinavischen Ländern, USA und Großbritannien ist der öffentliche Diskurs darüber deutlich weiter fortgeschritten, besonders bei der Darstellung von Sucht als behandelbare Erkrankung und nicht als moralisches Versagen.
Wir wollen mit Klischees und Vorurteilen aufräumen und fordern anhand unseres Beispiels zum Überdenken veralteter Sichtweisen und Denkmuster auf. Wir zeigen auf, welche vielfältigen Werte, Potenziale und Synergien der Gesellschaft durch Ausgrenzung entgehen. Gerade Unternehmen tun sich hierzulande mit Suchtkranken besonders schwer, auch wenn diese nachweislich bereits über Jahre abstinent leben. Dadurch entgeht besonders Unternehmen wertvolles Potenzial.
In Bezug auf die Integration von Suchtkranken in den Arbeitsmarkt und bei der Schaffung flexibler Arbeitsmodelle, sind bereits seit Jahrzehnten andere Länder in Europa führend:
Die Niederlande bieten zudem innovative Programme an, die es Menschen ermöglichen, ihre Sucht im Kontext von Work-Life-Balance und flexiblen Arbeitszeiten zu bewältigen, ohne dass ihre Karriere darunter leidet. Dies ist Teil eines breiteren gesellschaftlichen Trends, in dem Sucht als chronische Krankheit betrachtet und umfassend unterstützt wird.
In Deutschland ist der Umgang mit Suchtkranken in der Arbeitswelt oft konservativer und von stärkerer Stigmatisierung geprägt als in den Niederlanden. Es gibt einige wesentliche Unterschiede, die dies erklären:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Niederlande durch ihre progressiven Gesetze und ihre gesellschaftliche Akzeptanz von Suchtkranken ein Vorreiter in der Arbeitsmarktintegration sind, während Deutschland noch mit stärkeren Vorurteilen und einer weniger flexiblen Arbeitskultur zu kämpfen hat.
Ein grobes Ranking europäischer Länder, basierend auf ihrer Herangehensweise an die Integration von Suchtkranken in den Arbeitsmarkt und die Schaffung flexibler Arbeitszeitmodelle, ergibt sich daraus wie folgt:
Dieses Ranking basiert auf der Kombination von gesetzlichen Rahmenbedingungen, der gesellschaftlichen Akzeptanz von Sucht als Krankheit und den Maßnahmen zur Unterstützung der beruflichen Wiedereingliederung. Die genannten Länder haben unterschiedliche Ansätze, wobei Länder wie die Niederlande und Portugal als besonders fortschrittlich gelten.